Sri Lanka: Freundschaften zwischen Religionen verhindern Vorurteile
In Sri Lanka sind vier Weltreligionen vertreten. Die Vorurteile zwischen ihren Angehörigen sitzen oft tief und es kommt immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Um die Kluft zu überwinden, hilft der Kindernothilfepartner Sri Lanka Unites, Freundschaften zu stiften.
„Zieh die Schuhe aus“, ruft Alisha ihrer Freundin zu als, sie gemeinsam den Hindutempel von Norwood besuchen. Aber es wäre gar nicht nötig, das zu sagen. Die 14-Jährige Joyal kennt die Regeln genau – auch wenn sie als Christin die Schuhe anlassen darf, wenn sie eine Kirche betritt. Alisha nimmt Joyal an die Hand, läutet die Glocke, damit die Göttin Devi weiß, dass Besuch kommt, und zeigt ihrer Freundin den Schrein.
Bleiben Angehörige der Religionen unter sich, schürt das Vorurteile
"Für ein friedliches Zusammenleben müssen wir mehr übereinander wissen“
Verständigung zwischen den Religionen auf Englisch
Die Kinder sollen nicht nur Angehörige anderer Religionen in ihrer Nachbarschaft, sondern in ganz Sri Lanka kennenlernen. Deswegen organisiert SLU für die etwas Älteren jedes Jahr mehrere Workshops, in denen sich Jugendliche aus dem ganzen Land treffen. Jannet hat vor ein paar Wochen in der Hauptstadt Colombo daran teilgenommen. Für die 15-Jährige war es das erste Mal, dass sie die Teeberge verließ, wo die Bevölkerung hauptsächlich tamilisch ist. „Ich war sehr aufgeregt, schon deshalb, weil ich gar nicht wusste, wie ich mich mit den Singhalesinnen und Singhalesen verständigen soll. Sie sprechen ja eine andere Sprache. Aber dann sagte Shanmugaraja Kanishiya, "ihr lernt doch alle Englisch in der Schule, das könnt ihr nutzen", und sie hatte recht!
Sprachliche Barrieren waren nicht Jannets einzige Sorge. Die buddhistischen Singhalesinnen und Singhalesen machen nicht nur drei Viertel der Bevölkerung aus, sondern sind auch wirtschaftlich und politisch einflussreicher als das Volk der Tamilen. „Ich dachte, die sind bestimmt sehr arrogant und wollen gar keinen Kontakt mit mir haben“, erinnert sie sich. „Aber das stimmt nicht. Alle waren sehr nett. Wir haben mehr gemeinsam als uns trennt. Wir interessieren uns für dieselben Spiele, haben die dieselben Sorgen vor Prüfungen. Es gibt keine Unterschiede.“ Obwohl der Workshop nur ein Wochenende dauerte, knüpfte Jannet über die kulturellen Grenzen hinweg Kontakte. Jedes Wochenende chattet sie per WhatsApp mit ihren neu gewonnenen Freundinnen und Freunden und hofft, sie bald wiederzusehen.
„Freundschaften zwischen Kulturen machen immun gegen Stimmungsmache“
Von Katharina Nickoleit
Die freie Journalistin berichtet seit vielen Jahren gemeinsam mit ihrem Mann, dem Fotografen Christian Nusch, aus unseren Projekten weltweit.